Hallo werte Spielleitung-Kolleginnen,
ich wollte mal eine Mechanik ansprechen, die mir letztens aufgefallen ist – und mir zusagt.
Ben (von Ben&Paper) erzählte bei dem Jurassic Park-Rollenspiel einem SC, dass seine Figur entweder dem Team von Adam oder von Brian zugordnet werden würde. Und da wurde ich hellhörig! Könnt ihr euch denken warum?
Meine Vermutung ist, dass es nur ein Team gibt. Und es schon entschieden ist, welchem Team er angeschlossen wird. Oder? Oder die Entscheidung, für welches Team er sich entscheidet völlig irrelevant für das weitere Abenteuer ist. Aber warum sollte er dann eine Entweder/Oder-Aussage treffen?
Nun, auch da habe ich eine Vermutung, warum er das tat: Damit schafft man die Illusion über eine weitläufige (offene) Welt, die es gar nicht gibt. (Da sie nicht erforderlich ist!) Aber das Spielgefühl ist besser, da man – wie im echten Leben – wohl denken kann, dass es nicht nur ein Team gibt.
Ein anderes Beispiel aus der Gaming-Ecke: Der 3D-Shooter führt dich eine Hauptstraße entlang, eine Seitengasse biegt nach einigen Metern zur Seite ab. Es scheint dort ginge es weiter… vielleicht ein Hinterhof, oder auf die nächste Hauptstraße. Nur ein mannshoher Zaun hindert uns daran, die Gasse zu betreten und um die Biegung zu gehen…
Und was wissen wir aus Entwicklersicht? Nachdem die Gasse abgebogen ist, zeigt der Editor gähende Leere! Da ist nichts. Es war nie geplant, dass der Spieler dort weitergehen kann. Weil es nicht erforderlich ist! Aber warum macht man dann diese Seitengasse mit dem Gitter? Na, um die Illusion zu erschaffen, das der Level viel größer ist und – wie im echten Leben – da noch viiiel mehr dahinter kommt.
Was bedeutet das jetzt für uns Spielleiterinnen? Was können wir daraus ableiten?
Nun, wir können diese Mechanik nutzen, um eine Illusion zu erschaffen, die den SC vorgaukelt, dass wir eine viiiel größere Spielwelt bereithalten als sie (aufgrund der vier Zettel die vor uns liegen) vermuten.
Praktisches Beispiel: Die Spieler wollen per U-Bahn von einem Ort zum Zielort. Man könnte jetzt sagen, die Fahrt verläuft ohne Unterbrechung und sie kommen an der Endstation an. Aber besser wäre es doch, wenn man die Zwischenstationen – zumindest mit deren Namen – benennt und ggf. ein kleines Event einbaut (in das die SC nicht eingreifen können). Die Haltestelle „Zoologischer Garten“ könnte gerade Besucher erwarten, die dort aussteigen oder in der Station „Golden Square“ (Bankenviertel) könnten Geschäftsmänner Mittagspause machen und in den Geschäften in der U-Bahn-Station einen Imbiss zu sich nehmen. (Was die SC beobachten können, bevor die Bahn sich wieder in Bewegung setzt.)